Sinn und Ziel einer kommunalen Wärmeplanung | Vortrag

Am 25. April hat unser Bürgerinnen- und Bürgerverein in der Lagerhalle einen Vortrag von Detlef Vagelpohl organisiert. Detlef ist Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik sowie für Umwelt- und Hygienetechnik, erstellt für Kommunen und andere Auftraggeber der Osnabrücker Energie-Klima-Plan GmbH Wärmepläne und lehrt als Dozent an der Jade-Hochschule in Oldenburg.

Vor geschätzt 25 bis 30 interessierten Bewohner*innen des Viertels hat er über Sinn und Ziel einer kommunalen Wärmeplanung referiert. Was wird da gemacht, wie ist der Stand, was bedeutet die fertige Wärmeplanung für die Bewohner*innen des Viertels?

Osnabrück soll laut Ratsbeschluss bis 2040 klimaneutral sein, also müssen die CO2-Emissionen drastisch reduziert und folglich möglichst viele der mit fossilen Energien betriebenen Heizungen umgestellt werden. Welche Möglichkeiten dafür wo und wie in Frage kommen, untersucht die kommunale Wärmeplanung. Laut Gesetz haben große Kommunen dafür bis 2026 Zeit, kleinere zwei Jahre länger. In Osnabrück soll die Planung schon bis 2025 abgeschlossen sein.

Zunächst mal werden für diese Planung alle verfügbaren relevanten Daten gesammelt. Womit wird ein Haus beheizt (in Osnabrück weit überwiegend mit Gas), wie hoch ist der Verbrauch, wie lauten die Daten des Hauses (Größe, Bewohnerzahl, Baujahr, Lage usw)? Wie viele Häuser stehen in einer Straße, wie eng ist das Viertel bebaut? In diesem Stadium der Datenerhebung befindet sich die Osnabrücker Wärmeplanung derzeit. Aus all diesen Daten wird demnächst ein aktuelles Bedarfsprofil erstellt.

Daraus lässt sich aber auch – und hier beginnt mit der Potenzialanlyse der zweite Schritt der Wärmeplanung – das Sanierungspotenzial ablesen. Was muss geschehen, damit Osnabrück möglichst wenig Wärmeenergie benötigt? Fenster erneuern, Dach und Wände dämmen usw: Der Wärmeplan kann das am Ende gebäudescharf abbilden, aus Datenschutzgründen werden aber nur die zusammengefassten Daten jeweils mehrerer Häuser veröffentlicht.

Gleichzeitig offenbart die Potenzialanlyse, wo welches regenerative Energiepotenzial zur Verfügung steht und genutzt werden kann: Abwärme aus der Industrie, um damit ein Wärmenetz zu füttern, Photovoltaik und Solarthermie auf geeigneten Dächern, Luft-Wasser-Wärmepumpen und/oder Geothermie durch Tiefenbohrungen, um damit Erdwärme-Wasser-Wärmepumpen zu betreiben.

Abhängig von all diesen ermittelten Daten entstehen im nächsten Schritt Versorgungsempfehlungen an die Stadt: In diesem Viertel lohnt sich ein Wärmenetz, an das die Häuser angeschlossen werden können, dort empfiehlt sich eine individuelle Versorgung über Wärmepumpen usw.

Zeitnah nach Veröffentlichung des Wärmeplans wird die Stadt nach Ratsbeschluss dann verkünden, was tatsächlich für welche Viertel geplant werden soll. Erste Infos von Stadt und Stadtwerken Osnabrück lassen vermuten, dass sich unser Katharinenviertel wegen seiner dichten Bebauung zwar einerseits für ein Wärmenetz eignen würde, andererseits die Möglichkeiten, in Osnabrück dafür Abwärme aus Industrie oder Kläranlagen anzuzapfen, eher begrenzt sind.

Man wird also abwarten müssen. Oder gerade nicht? Um diese Frage drehte sich die Diskussion im Anschluss an Detlefs Vortrag. Was machen Hausbesitzer*innen, deren Heizung jetzt oder in den nächsten Jahren den Geist aufgibt. Laut Gesetz dürfen sie reparieren lassen. Aber das ist eigentlich unökologisch, manchmal gar unmöglich, weil es gar keine Ersatzteile mehr gibt. Ist es am Ende womöglich sogar unwirtschaftlicher? Derzeit werden nämlich moderne Heizsysteme, die mindestens 65 Prozent regenerative Energien verbrauchen, sehr hoch gefördert.

Eine weitere wichtige Diskussion entspann sich um die Frage, ob gemeinschaftliche Lösungen denkbar wären. Also ob die Struktur des Katharinenviertels unter anderem wegen seiner vielen Grünflächen und Gartengrundstücke nicht bestens geeignet sei für Wärmeeinrichtungen, die gleich mehrere Häuser oder ein ganzes Geviert bedienen. Hier wurde auf nötige genauere Untersuchungen durch Fachbüros/Energieberater verwiesen.

Deutlich war der Wunsch spürbar, die nötige Wärmewende nicht allein angehen zu müssen, und diesem Ansinnen fühlt sich auch der Bürgerinnen- und Bürgerverein verpflichtet. Es gibt zum Thema bereits eine kleine Arbeitsgruppe. Deren Mitglieder haben kürzlich an einem von der Stadt ausgerichteten Multiplikatoren-Workshop teilgenommen. Dazu waren alle möglichen Bürger*innen eingeladen, die über Organisationen, Vereine oder Betriebe bei der Umsetzung der Wärmeenergiewende helfen können. Ihnen will die Stadt die dazu nötigen Informationen zur Verfügung stellen, um diese wirklich riesige Aufgabe stemmen zu können.

Die Arbeitsgruppe des Vereins wird diese Informationen natürlich teilen und auf der Homepage des Vereins veröffentlichen. Außerdem wird demnächst eine der Website angegliederte „digitale Pinwand“ freigeschaltet, die möglichst viele Informationen zum Thema bündelt.

Mit diesen Aktivitäten will der Verein aber nicht nur informieren, sondern auch die Angst abbauen, durch die neuen, im letzten Jahr so konträr und teilweise verzerrend diskutierten „Heizungsgesetze“ würden demnächst alle „alten“ Heizungen illegal und man würde gezwungen, blitzschnell und zu jedem Preis erneuern zu müssen. Dem ist nicht so.

Aber tun müssen wir trotzdem was – also packen wir‘s an.

Veröffentlicht in Energiewende.